Spannende Autorenlesung mit Dirk Reinhardt an der Grund- und Mittelschule Grassau

Am 16.05.25 durften die Schülerinnen und Schüler der Klassen 8a, 8bM, 9a, 9b und 9cM eine besondere Veranstaltung erleben: Der bekannte Jugendbuchautor Dirk Reinhardt war zu Gast und las aus seinem preisgekrönten Roman „Edelweißpiraten“ vor. Die Lesung, die von Herrn Ullrich organisiert wurde, begeisterte die Jugendlichen eineinhalb Stunden lang mit einer packenden Mischung aus Geschichte, Widerstand und Abenteuer.

Besonderes Highlight: Bereits vor der Lesung hatten drei Schülerinnen und Schüler der Klasse 9b, Isabella Art, Raffele Milone und Alin Demian, die exklusive Gelegenheit, Dirk Reinhardt in einem Interview zu seinem Buch und seiner Arbeit als Autor zu befragen. Das spannende Gespräch ist unterhalb dieses Artikels nachzulesen!

Reinhardt stellte zunächst den historischen Hintergrund seines Buches vor, das von einer Gruppe junger Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime erzählt. Durch seine lebendige Vortragsweise und die anschaulichen Passagen aus dem Roman gelang es ihm, die Schülerinnen und Schüler in die Welt der „Edelweißpiraten“ zu entführen. Im Anschluss an die Lesung hatten die Jugendlichen weitere Gelegenheit, Fragen zu stellen.

Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und bot den Klassen nicht nur literarischen Genuss, sondern auch einen berührenden Einblick in ein wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte. Ein herzlicher Dank geht an Dirk Reinhardt für seinen mitreißenden Vortrag und an Herrn Ullrich für die Organisation dieser bereichernden Lesung!

Die Autorenlesung fand im Zuge der Aufnahme in das Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ statt. Sie war eine von vielen Veranstaltungen, die im vergangenen Jahr bereits das Engagement der Schule für Vielfalt und Toleranz gezeigt haben. Den feierlichen Abschluss der Aufnahme in das Netzwerk bildet ein Pausenhofkonzert mit der Band „Dis M“ am 06.06. 2025 um 11:00 Uhr. 

Das Interview mit Dirk Reinhardt, geführt von Schülerinnen und Schülern der Klasse 9b, findet ihr hier:

Raffele Milone (9B):
Was hat Sie dazu inspiriert, ein Buch über die Edelweißpiraten zu schreiben?

Dirk Reinhardt:
Ehrlich gesagt, ganz ursprünglich war das sogar meine Oma, die mich am meisten inspiriert hat. Ich komme gebürtig aus der Nähe von Köln – der Roman spielt ja in Köln – aus einem kleinen Dorf dort. Meine Oma hat den Krieg voll miterlebt und mir immer unglaublich viel darüber erzählt. Schon als kleiner Junge habe ich mich für die Zeit interessiert.

Als ich in eurem Alter war, sind wir oft nach Köln gefahren, meine Kumpels und ich. Da habe ich zum ersten Mal von den Edelweißpiraten gehört und fand es spannend, welchen Mut die hatten, gegen so ein Regime vorzugehen. Ich habe damals schon Zeitungsausschnitte und Rundfunkbeiträge dazu gesammelt. Später habe ich sogar Geschichte studiert – vielleicht auch wegen diesem Interesse – und Professoren zum Thema befragt. Am Ende ist daraus dann der Roman entstanden.

Alin Demian (9B):
Wie haben Sie die historischen Informationen für den Roman recherchiert? Haben Sie mit Zeitzeugen gesprochen?

Dirk Reinhardt:
Ja, ich habe mit Zeitzeug*innen in Köln gesprochen. Die Kontakte habe ich über das NS-Dokumentationszentrum (EL-DE-Haus) bekommen – das war früher das Hauptquartier der Gestapo. Dort gibt es heute eine Ausstellung über den Nationalsozialismus in Köln, und im Keller sind noch die originalen Zellen, wo auch Edelweißpiraten gefoltert wurden.

Das Zentrum hat eine Kartei mit Menschen aus Köln, die über den Krieg berichten können. Einige habe ich getroffen. Ich war auch in Archiven – da liegen z. B. Gestapo-Akten oder Gerichtsakten über diese Jugendlichen. Außerdem habe ich fünf Erinnerungsbücher ehemaliger Edelweißpiraten gefunden (aus Köln, Wuppertal, Dortmund). Die waren in den 80er/90er Jahren entstanden und schwer zu finden – aber sie waren eine wichtige Quelle.

 

Raffaele Milone (9B):
Was möchten Sie mit dem Buch besonders jungen Leserinnen und Lesern vermitteln?

Dirk Reinhardt:
Ich möchte zeigen, was passieren kann, wenn eine rechtsradikale Partei an die Macht kommt. 1933 dachten viele, Hitler sei nur eine "kurze Episode" – daraus wurden 12 Jahre Terror, Krieg und Holocaust. Das Buch zeigt, wie das für junge Menschen war – selbst für die, die anfangs vielleicht begeistert waren.

Zweitens möchte ich das Gedenken an diese Jugendlichen hochhalten. Sie haben unter Lebensgefahr gegen das Regime protestiert. Das verdient Respekt und soll nicht vergessen werden.

 

Isabella Art (9B):
Wie war es für Sie, über so ein ernstes und gefährliches Thema zu schreiben? Hatten Sie dabei persönliche Emotionen?

Dirk Reinhardt:
Sehr starke! Vor allem, weil ich die Zeitzeugen kannte. Die Gespräche mit ihnen waren oft emotional – manche brachen in Tränen aus, wenn sie von toten Freunden oder Familienmitgliedern sprachen.

Beim Schreiben habe ich mich oft gefragt: Was hätte ich damals gemacht? Ich bin ja in Sicherheit aufgewachsen – aber wie hätte ich mich mit 16 verhalten? Das machte das Schreiben viel emotionaler, als wenn ich eine frei erfundene Geschichte geschrieben hätte.

 

Isabella Art (9B):
Vielen Dank für das Interview!

Dirk Reinhardt:
Ich danke euch für die schönen Fragen!